Jedes Jahr was Neues, heuer wurde die Auktion unserer 15. Süddeutschen Fleischrindertage der RBW und des bayerischen FVB am 12. Februar in der Arena Hohenlohe in Ilshofen „hybrid“ durchgeführt, d.h. in Präsenz in der Halle mit gleichzeitig möglichen Geboten online über das Internet. Bereits die Körungen am Freitag wurden auch „online“ im Livestream übertragen, hunderte schauten zu.
Mehr als 1000 Besucher gab es im „Salesroom“ (Internet-Verkaufsraum) bei LiveSales, unserem bereits 2021 bewährtem Partner für digitale Auktionen. 390 Zuschauer waren „eingeloggt“, aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Spanien. 47 von ihnen gaben insgesamt 219 Gebote ab. Auf 43 der im Ring angebotenen 71 Bullen wurde auch online geboten. Letztlich wurden jedoch nur rund ein Dutzend Tiere der „digitalen Welt“ zugeschlagen, denn die Halle, das interessierte Züchterpublikum, war sehr aktiv beim Bieten dabei. Für viele war es endlich wieder die Gelegenheit, Tiere „live“ zu sehen, sich mit anderen Züchtern zu treffen, wenn auch unter 3G-Bedingungen.
Bereits die Körungen am Freitag, parallel in zwei Ringen, wurden live ins Netz übertragen, sie waren anschließend noch weiterhin als „Stream“ abrufbar. So konnte sich jeder „seinen“ Favoriten wiederholt anschauen, ohne selbst nach Ilshofen fahren zu müssen. Und ab 20 Uhr konnte im „Warm Up“ geboten werden, Fotos und Videos der Bullen standen bereits seit ein bis zwei Wochen im Netz. Auf der Versteigerungsliste mit den Körergebnissen am Freitagabend wurde zusätzlich der Impfstatus bezügl. Blauzungenkrankheit ausgewiesen. Aus Restriktionsgebieten in Baden-Württemberg konnten nur Bullen mit vollständiger Grundimmunisierung auf den Markt, .
Bei Angus stellten die bayerischen Kollegen Körsieger, Reserve- und Bemuskelungssieger. Aber auch Baden-Württemberg war mit 14 sehr guten von insgesamt 32 Jungbullen bei Angus mit dabei. Satte 7000 € erzielte der schwarze, sehr elegante, mit 9/8/8 gekörte Siegerbulle Napoleon VR (TZ 1475 g, RZF 117) aus dem BIO-Betrieb Reitmeir, Fürstenfeldbruck. Er deckt jetzt – als teuerster Bulle der Auktion - bei uns im Nordschwarzwald.
Auch der rote BIO-Reservesieger für 4000 € sowie der Bemuskelungssieger für 5200 € (RZF 117) gingen nach Württemberg. Der zweitteuerste Angus war die Nr. 4 der Versteigerungsliste, 8/8/8 gekört, von Fam. Bauereiß aus Colmberg, Bayern. Dieser erste AA im Ring - dazu BIO und RZF 116 - brachte 6000 €, die ein Betrieb aus Oberschwaben für ihn anlegte. Drei Angus-Bullen kaufte die Schweiz; unser Nachbarland hat sich mit diesmal insgesamt 16 angekauften Bullen zur festen Größe in unserer Vermarktung entwickelt. Qualität zu passenden Preisen ist auch dort gefragt.
Die Rassen Charolais, Fleckvieh-Fleisch (Simmental), Hereford sowie Pinzgauer-Fleisch waren mit kleinen, aber feinen Kollektionen mit dabei, jeweils zwei bis fünf Tiere. Von den drei Charolaisbullen aus dem Betrieb Thomas Rott, Aidlingen, ragte der Körsieger mit den Noten 8/8/7 hervor: sehr rassetypisch gut bemuskelt, korrekt, dabei reinerbig hornlos PP mit TZ 1387 g und RZF 105. Er wurde für 3900 € am Telefon einem Betrieb im Raum Heilbronn zugeschlagen, die Freude dort war groß. Bei Fleckvieh überstrahlte der Kör- und Bemuskelungssieger aus der bekannten Zuchtstätte Fech in Buttenwiesen (Bayern) alle anderen vier: 9/8/8 gekört, fast 1500 g TZ, dazu PP und RZF 117, mehr geht kaum. Mit 4100 € war er für einen Betrieb in Hohenlohe schon fast ein Schnäppchen.
Weitere Fleckvieh konnten leider nicht erfolgreich vermarktet werden. Dafür gingen beide aufgetriebenen Hereford aus dem Betrieb von Martin Rösch aus Wangen (bei Göppingen) in die Schweiz, beide PP und mit top RZF von 116 und 113, gekört 8/7/8 und 7/8/7. Drei Pinzgauer bot der Zuchtbetrieb von Martin Augustin aus Friedberg (Bayern) an. Der elegante schwarze Körsieger (8/8/7) ging für 3100 € zu einem anderen Zuchtbetrieb zurück in den Freistaat. Der zweite schwarze wurde in die Schweiz, der braune nach Württemberg verkauft.
Wagyu wurde mit vier bereits gekörten Bullen erstmals zu unseren Fleischrindertagen aufgetrieben, alle fullblood, drei schwarz, dazu ein junger roter als Rarität. Alle mit guten bis hervorragenden Merkmalen für die Fleischqualität, gesichert über Labortests. Trotz bester Präsentation konnte letztlich nur der bekannte Altbulle Mr. Fuji Mi direkt im Anschluss verkauft werden, lediglich 3500 € für diesen knapp sechsjährigen deckerfahrenen und vielfach bewährten Besamungsbullen. Eventuell bewegt sich für die anderen zwei aus unserem Ländle noch was im Nachgang, mal sehen.
Wahrlich sehenswert war die zuletzt gekörte und zuletzt versteigerte Kollektion von 22 top Limousin-Jungbullen. Hier waren perfekte Harmonie, sehr viel Typ und allerbeste Bemuskelung zu finden; dies wurde auch von auswärts bestätigt. Tadellos der typvolle, sehr korrekte Körsieger Claus (8/8/8) aus dem Betrieb Andreas Lamparth in Altensteig. Er brachte bereits 725 kg auf die Waage und überragte in jeder Hinsicht alle anderen Bullen. Für 5500 € blieb Claus im Raum Hohenlohe. Der sehr harmonische junge Reservesieger aus dem Betrieb Johann Pindl in Walderbach (Bayern) war ebenfalls 8-8-8 gekört, dazu reinerbig hornlos PP. Nach spannendem Bieterduell Online gegen Präsenz in der Arena sicherte sich diesen tollen Jungstar ein Zuchtbetrieb aus Bayern für 6200 €.
Den perfekten Bullen zur Absetzerproduktion präsentierte Fam. Deibel aus Feuchtwangen (Bayern) mit dem Bemuskelungssieger Jura PP, gekört 7/9/6; schwerster Limousin mit 779 kg und höchster Tageszunahme und dabei noch BIO. Für 3600 € sicherte sich ein südbadischer Betrieb diesen Beef-Maker. Teuerster Limousin und damit zweitteuerster Marktbulle wurde der beeindruckende 8/9/7 gekörte BIO-Bulle von Fam. Büttner aus Krombach (Bayern). Er darf für 6600 € auf einem Zuchtbetrieb in der Oberpfalz decken.
Bemerkenswert: um die letzten vier Limousin, darunter zwei PP und zwei BIO, entbrannte noch ein letzter Bieterwettkampf. Selten brachte der drittletzte von 22 Bullen einer Rasse noch 4300 €, versteigert nach Körergebnis und RZF; die letzten vier Limousin erzielten im Schnitt noch fast 3700 €, keiner unter 3300 €. Es gab bei Limousin schlicht mehr Käufer als Tiere, bei Angus blieben nur zwei, bei Fleckvieh jedoch vier von fünf stehen. Aber keine Sorge, wir werden in Kürze auf der neugestalteten Homepage der RBW weitere Bullen der wichtigsten Fleischrinderrassen für den Einsatz im Frühjahr anbieten, darunter weitere allerbeste gekörte und abstammungsgeprüfte Jungbullen der Rassen Limousin und Charolais, die diesmal ausverkauft waren.
Der BIO-Anteil aller Bullen unserer Fleischrindertage steigt stetig, dazu ist die Mutterkuhhaltung auf Grünland genau das, was sich die meisten Verbraucher unter tiergerechter Fleischproduktion vorstellen. So sind bereits 24 der 71 angebotenen Bullen BIO. Dazu waren die vier fullblood Wagyus als einzige noch genetisch gehörnt, alle anderen Rassen komplett hornlos, rund die Hälfte sogar reinerbig PP.
Als Auktionator agierte Dr. Josef Dissen aus Bonn wieder einzigartig; kaum jemand kann so routiniert, mit Fachwissen und Witz gewürzt, unsere Zuchtbullen an die Käufer bringen, egal ob online oder in der Halle. Unterstützt jeweils von den Leitern der Körkommissionen der jeweiligen Rasse als „Pedigree-Leser“ und Kommentator, Astrid Roswag (FVB) für Angus und Pinzgauer, Dr. Thomas Schmidt (RBW) für die übrigen fünf Rassen. Und das Ergebnis übertraf sogar noch das vergangene sensationelle „Online-Jahr“: höchster Durchschnittspreis mit 3581 € aller Zeiten, fast 3900 € im Mittel bei Limousin, das hatten wir noch nie! Andererseits gab es insgesamt 12 sehr ordentliche Bullen bis max. 2400 €. Für jeden ist bei uns was dabei!
Viele Züchter genossen es sichtlich, endlich wieder ihre Kandidaten samt Züchtern zum Anfassen nah haben zu können, egal ob am Freitag oder Auktionssamstag. Gerade die weiter entfernt verkauften Bullen wurden jedoch eher online verkauft, so z.B. nach Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Österreich. Vielleicht ist die Zukunft ja generell „hybrid“, wir werden es erleben. Geplant ist die nächste Auktion unserer Fleischrindertage am 4. Februar 2023 in Ansbach, schon mal vormerken!
Weitere Fotos von dieser Veranstaltung in unserem RBW-Online-Fotoalbum.
15. Südd. Fleischrindertage 2022 - Hybridauktion Ilshofen - Ergebnis |
|||
Rasse |
Verkauft |
€ im Mittel |
€ von / bis |
Angus |
30 von 32 |
3573 |
2100 – 7000 |
Charolais |
3 von 3 |
3067 |
2200 – 3900 |
Fleckvieh/Simm. |
1 von 5 |
4100 |
4100 |
Hereford |
2 von 2 |
2450 |
2300 – 2600 |
Limousin |
22 von 22 |
3882 |
2400 – 6600 |
Pinzgauer |
3 von 3 |
2567 |
2200 – 3100 |
Wagyu |
1 von 4 |
3500 |
3500 |
Gesamt |
62 von 71 |
3581 |
2100 - 7000 |
Dr. Schmidt, Fotos: Dieter Kraft, Chr. Habel