„Vroni“, die Labflorttochter von Thomas Kiefer aus Zell-Pfaffenberg-Helblingsmatt kurz vor dem Ankauf und ihrem Videoauftritt

Je zwei Hinterwälderrinder in der ZOOMErlebniswelt Gelsenkirchen und im Zoo Heidelberg

Ein besonders spannendes Projekt begleitete jetzt Dr. Franz Maus, Zuchtleiter der Wälderrassen des Landwirtschaftsamtes des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis. Er betreute sowohl die ZOOMErlebniswelt Gelsenkirchen als auch den Zoo Heidelberg. Beide Einrichtungen hatten das Ziel, im Rahmen des Nutztierrassenprojekts des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) jeweils zwei Hinterwälderrinder anzuschaffen. „Dieses Projekt ist ein voller Erfolg“, so Dr. Franz Maus. „Es ist absolut hilfreich, dass Zoos sich durch Anschaffen von gefährdeten Tierarten um die Weiterzucht bemühen, indem sie mit den Zuchtverbänden kooperieren. Und natürlich ist es eine Bereicherung für die Zoobesucher, wenn sie gefährdete Haustierrassen sehen und erleben können.“

Dr. Franz Maus berichtet, wie er in das Projekt eingebunden wurde: „Im Januar erhielt ich von der Projektkoordinatorin des VdZ-Nutztierrassenprojekts die Nachricht, dass Judith Wabnitz, zuständige Tierärztin des Gelsenkirchener Zoos „ZOOM Erlebniswelt“ den Auftrag erteilte zwei Hinterwälderrinder anzuschaffen.“

Eine Herausforderung dabei war, dass während der Corona-Zeit viele Veranstaltungen nicht stattfanden. Doch Not macht erfinderisch und Dr. Franz Maus wandte sich an die WhatsApp-Gruppe Hinterwälder mit über 130 Teilnehmern: „Der Zoo von Gelsenkirchen sucht zwei abgetränkte Kuhkälber der Herdbuchkategorie A. Entweder relativ bald oder im April“. Ziel war es, dass die Rinder relativ jung sind, damit sie sich einfach an die neue Umgebung gewöhnen. Es sollte auch sichergestellt sein, dass die Tiere umgänglich sind. Doch wie löst man diese Aufgabe? „Relativ einfach“, so der Zuchtleiter der Wälderrassen Dr. Maus. „Die anbietenden Züchter laufen mit den Rindern am Seil und man dreht einen kurzen Videofilm“. Judith Wabnitz und ihr Team vom Gelsenkirchener Zoo waren überzeugt und gaben den Zuschlag. Zum einen für eine Hulagotochter, die am 28. April 2020 geboren ist aus der Zucht von Rainer Kiefer aus Zell-Pfaffenberg und zum anderen für eine Labflorttochter mit Geburtsdatum 7. Oktober 2020 von Thomas Kiefer aus Zell-Pfaffenberg-Helblingsmatt. Da die Hulagotochter vom Alter her zuchtreif war, wurde sie in Absprache mit Tierärztin Judith Wabnitz am 2. März gedeckt.

Zusammenfassend meint Dr. Franz Maus: „Nun, ich muss sagen, dieser Ankauf war eine intensive Geschichte. Über 50 E-Mails wanderten hin und her, dazu noch einige Telefonate, bis die Tiere nach Gelsenkirchen gelangen konnten.“ Am 17. Mai kamen die Tiere in Gelsenkirchen an und zunächst in die Quarantäne. Danach sind die beiden Rinder am 1. Juli auf dem Grimberger Bauernhof in der ZOOM Erlebniswelt eingezogen. Judith Wabnitz von der Gelsenkirchener „ZOOM Erlebniswelt“: „Wir konnten sie brav von der Quarantäne dorthin führen, und die beiden verstehen sich auch mit den drei Eseldamen, die im gleichen Außengehege sind. Den Besuchern gegenüber sind sie schon sehr zutraulich und holen sich Streicheleinheiten ab. Wir sind sehr glücklich mit „Frau Meier“ und „Vroni“.“ „Frau Meier“ ist die Hulagotochter von Rainer Kiefer und „Vroni“ die Labflorttochter von Thomas Kiefer. Auf diese Namen wurden sie vom Betreuungspersonal getauft. Also, was will man mehr?

Die ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen ist bereits Mitglied im Fleischrinder-Herdbuch Bonn e. V., so dass einer züchterischen Weiterentwicklung nichts mehr im Wege steht. Sollten die beiden Rinder je ein Bullen- und ein Kuhkalb gebären, muss im Alter von sechs Monaten eine Trennung erfolgen, weil die Hinterwälderrinder recht frühreif sind.

Heidelberger Zoo

Auch der Zoo in Heidelberg bekam im Herbst 2021 Zuwachs mit zwei vier Monate alten abgetränkten Hinterwäldern. Ein glücklicher Umstand war, dass Tierpflegerin Nadja Lippold aus Keltern stammte und sich an den dort wohnenden Klaus Nittel erinnerte, der schon lange Zeit Hinterwäldertiere züchtet. Da er sowieso zwei Bullenkälber im Münstertal ankaufte, besorgte er die gewünschten weiblichen Tiere gleich mit. Nach ein paar Tagen Zwischenaufenthalt bei ihm kamen die beiden Hinterwälder am 12. Oktober in den vorbereiteten Boxen an. „Klaus Nittel gab auch hilfreiche Empfehlungen in Sachen Fütterung, damit die Tiere gesund heranwachsen können. Das haben die beiden auch getan und sind gut herangewachsen“, berichtet Dr. Franz Maus.

Auf Initiative von Sinje Büttner, Projektkoordinatorin des VdZ-Nutztierrassenprojekts fand im Februar ein Onlinemeeting mit ihr, Dr. Barbara Bach, Tierärztin im Zoo Heidelberg und Dr. Franz Maus als Zuchtleiter der Wälderrassen statt. Dabei wurde festgestellt, dass die Themen ähnlich gelagert waren, wie im Gelsenkirchener Zoo. Der Zoo Heidelberg beabsichtigt Mitglied im Zuchtverband RBW e.V. zu werden, sobald die Tiere trächtig geworden sind. Als Hilfestellung wurde angeregt, in regelmäßigen Abständen Bilder auszutauschen. So kann der Entwicklungs- und Fütterungszustand der Tiere abgeleitet werden. Zum Verhalten der beiden Tiere im Heidelberger Zoo meint Tierärztin Dr. Barbara Bach: „Die Tiere sind bisher tatsächlich sehr umgänglich, was nicht zuletzt aber an dem Tiertraining liegt, was unsere Tierpflegerinnen mit viel Geduld und Leidenschaft regelmäßig durchführen“. Interessanter Weise verkörpern die beiden die Bandbreite der Hinterwälderrasse in der Größe. Die von Michaela Schelb aus dem Münstertal abstammende Ronlabtochter hat eine große Mutter mit 125 Zentimeter im Widerrist und die von Fridolin Wiesler ebenfalls aus dem Münstertal abstammende Walagatochter hat mit 119 Zentimeter Widerrist eine kleinere Mutter. Außerdem vererbt der Großvater Walter eher kleinere Tiere. Aber, so lehrt die Züchtungskunde, es braucht eine Varianz, wenn gezüchtet werden soll. Beide Tiere sind in der Bandbreite enthalten, konkret misst die Walagatochter mit zwölf Monaten und drei Wochen 100 Zentimeter im Widerrist und die Ronlabtochter mit 13 Monaten und einer Woche 110 Zentimeter im Widerrist.

„Zusammenfassend kann man sagen, dass das VdZ-Nutztierrassenprojekt bis jetzt als ein voller Erfolg bewertet werden kann. Es ist hilfreich, dass Zoos sich durch Anschaffen von gefährdeten Tierarten um die Weiterzucht bemühen, indem sie mit den Zuchtverbänden kooperieren. Natürlich ist es aber auch eine Bereicherung für die Zoobesucher, wenn sie gefährdete Haustierrassen sehen und erleben können“, so Dr. Franz Maus.

Hintergrundinfo:

Das VdZ-Nutztierrassenprojekt ein gemeinsames Projekt vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) und vom Tierpark Arche Warder ist. Die Anschaffung der Zuchttiere erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).


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