Am 20. August 2023 verstarb in Stuttgart-Hohenheim im Alter von 97 Jahren ein Pionier der baden-württembergischen Tierzucht.
Dr. Brilling war von 1955 bis 1991 als Geschäftsführer und Zuchtleiter des Verbandes der Schwarz- und Rotbuntzüchter in Baden-Württemberg e.V. (VSR) 36 Jahre tätig. Ihm gelang es, aus den kleinsten Anfängen heraus den Verband und die Rasse Holsteins in Baden-Württemberg zu etablieren.
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Der in Ostpreußen geborene Dr. Brilling war von 1955 bis 1991 als Geschäftsführer und Zuchtleiter des Verbandes der Schwarz- und Rotbuntzüchter in Baden-Württemberg e.V. (VSR) 36 Jahre tätig. Ihm gelang es, aus den kleinsten Anfängen heraus den Verband und die Rasse Holsteins in Baden-Württemberg zu etablieren. Mit 1.020 Herdbuchtieren, meist in Betrieben von Heimatvertriebenen oder Gutsbetrieben beheimatet, begann eine mühevolle Aufbauarbeit, bei der er zusammen mit Wilhelm Graf Douglas züchterische Pionierarbeit leistete. Bereits 1956 wurde der VSR als Zuchtverband anerkannt. 1957 wurde die erste Versteigerung in Ludwigsburg durchgeführt, 1959 die erste Verbandsschau. Mit der frühen Einkreuzung von Holstein Friesian in den frühen 1960ern gehörten die baden-württembergischen Schwarzbuntzüchter zu den ersten in Deutschland. Ebenso wurden seit 1971 verstärkt US-amerikanische und kanadische Red-Holstein-Linien genutzt, um die Rotbuntzucht weiterzuentwickeln. Lange Zeit gehörten die heimischen Zuchtbetriebe zu den führenden Adressen der Red-Holsteinzucht Europas. 1976 konnten die ersten Produkte der Einkreuzung bereits auf einer DLG-Ausstellung gezeigt werden und lösten damit einen Einkreuzungsboom in Deutschland aus. Die Red-Holstein-Tage lockten über Jahre hinweg unzählige Besucher aus Deutschland und Europa nach Donaueschingen. Neben den züchterischen Aktivitäten machte sich Dr. Brilling auch um die wirtschaftliche Entwicklung des VSR verdient. So wurden Investitionen in das Verbandsgebäude in Stuttgart sowie in eine Auktionshalle in Ravensburg getätigt. Bei seinem Ausscheiden 1991 umfasste der VSR 1.477 Mitglieder, die insgesamt 45.689 Herdbuchkühe hielten. Im Land wurden 143.654 Erstbesamungen mit schwarz- und rotbunten Bullen durchgeführt und 8.439 Holsteintiere vermarktet. Damit war es ihm gelungen, die Rasse Holsteins zu einer der wichtigsten Rassen des Landes Baden-Württemberg aufzubauen. Zudem engagierte er sich über Jahrzehnte für die ostpreußische Herdbuchgesellschaft, der er über Jahre vorstand. Sein Lebenswerk wurde mit einer Vielzahl von züchterischen Auszeichnungen gewürdigt. Die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (DGfZ) hat Dr. Brilling in Würdigung seiner hervorragenden Leistungen für die Tierzucht 1991 die Adolf-Köppe-Nadel verliehen.