Die Wälderrassen im Jahre 2019

Bei den gefährdeten Rassen ist die Bestandsentwicklung immer im Fokus. Mit Stand 30. September 2019 gibt es 275 VW-Betriebe (-13) mit 5.771 Milchkühen (-81) und 129 VW-Betriebe (-14) mit 1.371 Mutterkühen (-112) sowie 30 HW-Betriebe (+-0) mit 392 Milchkühen (-2) und 208 HW-Betriebe (+5) mit 1.769 Mutterkühen (+33).
Die Betriebs- und Tierzahlen sind vor allem bei den Hinterwäldern gegenüber dem Vorjahr in etwa gleichgeblieben, bei den Vorderwäldern gab es eine merkliche Reduzierung sowohl im Milch- als auch Mutterkuhbereich.
Die Vorderwälderkuh erzielte mit 5.367 Kilogramm Milchmenge bei guten Inhaltsstoffen in Anbetracht des trockenen Sommers eine akzeptable Leistung, die Hinterwälderkuh gab mit 2.890 Kilogramm etwa gleich viel wie im Vorjahr. Die Milchleistungen beider Wälderrassen sind dem Klimawandel mehr ausgesetzt als die Hauptrassen wegen der üblichen Weidehaltung. Die Melkbarkeit der 579 gestoppten Vorderwälderjungkühe ist auf 1,94 Kilogramm pro Minute zurückgegangen.
Mit 53 gekörten Hinterwälderbullen wurden sieben mehr gekört als im Vorjahr. Wie im letzten Jahr stammen sie aus zehn Linien, sind relativ gleichmäßig verteilt, was eine breite Streuung bedeutet. Bei den Vorderwäldern wurden 49 Zuchtbullen aus zehn Linien ab Stall gekört. 2019 konnten vier Testbullen, ein Iggardian-, ein Pigdian II-, ein Igamack- und ein G-Linien- Sohn, der mischerbig hornlos vererbt, ausgewählt werden. Mit Igamack und Olefaz gelangten im Laufe des Jahres zwei Bullen in den Zweiteinsatz. Sehr wichtig ist Olefaz zur Stabilisierung der O-Linie. Er ist nach GZW auf dem dritten Platz der Empfehlung platziert. Über die gezielte Anpaarung sollte es gelingen, eine genügende leistungsstarke Linienvielfalt zu erhalten.
Führende Rassen im Biobereich
Bei den Wälderrassen gab es nochmal einen Schwung mehr Biobetriebe. Im Milchbereich wird in 31,6 Prozent der Vorderwälderbetriebe und 41,5 % der Vorderwälderkühe biologisch gewirtschaftet. Bei den Hinterwäldern sind es über die Hälfte der Kühe. Über alle Rassen sind es mit 14 % Biokühen deutlich weniger. Interessant ist, dass die Milchleistung zwischen bio und konventionell sich kaum unterscheidet. Bei den Hauptrassen sind die Unterschiede sehr groß, die Biobetriebe erreichen nur 76 % an Milchleistung.
Langlebigkeit ist verankert
Nach wie vor sind die Hinterwälder in punkto Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und Fundamentqualität Spitze im Rassenvergleich, im Zellgehalt liegen sie am Ende der Rangierung. Das Alter der Milchkühe beträgt 7,2 Jahre, sie liegen damit 2,2 Jahre über dem Mittelwert. Die Vorderwälder landen nach den Hinterwäldern auf dem zweiten Platz hinsichtlich Langlebigkeit.
Doppelnutzung als wichtiger Punkt der beiden Rassen
Die Doppelnutzung, Milch- und Fleischleistung, ist bei beiden Rassen bedeutsam. Die Bullenkälberqualität der Vorderwälder bei den Donaueschinger Märkten erreicht nach wie vor gutes Niveau. 950 Bullenkälber konnten in Donaueschingen und in Bad Waldsee vermarktet werden. Leider sind die Preise durch den Blauzungenvirus nach unten gegangen. Gut lief es auf der Prüfstation, 1.317 Gramm Zunahmen bei 31 Bullen im Prüfabschnitt vom 112. bis 350. Tag sind ein sehr gutes Ergebnis. Erstmals erhielten wir eine Auswertung der EZG Schwarzwaldbiorind über reinrassige 18 Vorderwälder-Schlachtbullen und vier Schlachtrinder. Knapp 75 % erzielten die R- Klassifizierung, das ist knapp weniger als die 80 % über alle Tiere.
Die Schlachtwichte lagen bei 317 kg bei den 19,6 Monate alten Bullen und bei 288 kg bei den 25,9 Monate alten Rindern. Gerhard Hilpert hat seine sechs reinrassigen männlichen Absetzer gewogen. Mit 8 ½ Monaten wogen sie 392 kg, was 1.377 g Zunahmen entspricht. Er hat die Absetzer über einen Kälberschlupf zugefüttert. Ein sehr gutes Ergebnis. Es bestätigt sich, dass mit guter Genetik in der VW- Mutterkuhhaltung in Reinzucht erfolgreich gewirtschaftet werden kann.
Die elf männlichen Absetzerschlachtgewichte von Adeline Stadtmüller in Kraichtal-Neuenbürg erzielten 134 Kilogramm Schlachtgewicht und 485 Gramm Nettozunahmen. Das sind ähnliche Werte wie im Vorjahr. Hauptgrund für die niedrigeren Werte war die extreme Hitze und Trockenheit.
Erbfehler Epidermolysis bullosa bald verbannt
Deutlich rückläufig ist die Anzahl der Erbfehlerkälber „unvollständige Haut- und Haarbildung“, Epidermolysis bullosa, durch den Gentest, den es seit 2016 gibt. Die Maßnahme, dass nur noch anlagefreie Deck- und Besamungsbullen in den Einsatz kommen, zeigt Wirkung. Damit wird dieser Erbfehler bald der Vergangenheit angehören. Bis jetzt sind 48 männliche Anlageträger herausgefischt worden.
Vom weit weniger schlimmen Erbfehler Kieferlippenspalt auch Gesichtsscoliose genannt, sind ein bis zwei Kälber pro Jahr betroffen. Wir versuchen anhand der Fälle auch einen Gentest zu entwickeln.
Dr. Franz Maus, Zuchtleiter