Ohne grobe Verwerfungen und Überraschungen zeigt die Dezember-Zuchtwertschätzung der Rasse Holsteins sehr viel Stabilität. Erfreulicherweise bestätigen sich eine Reihe von hochinteressanten Bullen mit Nachkommen-Ergebnissen und stärken damit das Vertrauen in die Zuchtwertschätzung.
Nahezu schon gewohnt dominiert das Phönix Group- Programm als führendes Holstein-Zuchtprogramm die Top Listen in Deutschland. Mit 8 Bullen unter den Top 10 bei genomisch schwarzbunten Holsteins und 4 der Top 5 der genomischen rotbunten Holsteins wird ein bisher nicht geahntes Niveau erreicht. Damit gibt es kaum relevante Alternativen am heimischen Markt.
Absolutes Aushängeschild des heimischen Programmes bleibt Scott PP (RZG 160), der als höchster reinerbig hornloser Bulle der Rasse von sich reden macht. Er wird moderne spätreife Töchter mit guten Eutern hinterlassen und kann zudem durch hohe Werte für Gesundheit, Nutzungsdauer und Robotereignung punkten. Auf gleich hohem Niveau startet der Brandung-Sohn Balzac (RZG 160). Er geht auf Durable und Bandares zurück und überzeugt bei mittlerem Rahmen durch allerbeste Fundamente und sehr korrekte Euter. Zudem wird er die Inhaltsstoffe verbessern und verspricht sehr vitale Kälber. Balzac wird einen breiten Einsatz als Bullenvater erfahren. Auch Graham, der sich bei RZG 154 bestätigt, kann mit 127 auf überragende Gesundheitswerte blicken. Er wird sehr stilvolle Töchter mit besten Eutern hinterlassen. Der Palmer-Sohn Puschkin (RZG 154) war bereits als Leistungsbulle gefragt und bestätigt sich bei mehr als +2.000 kg Milch. Des Weiteren wird er die Vorderstrichplatzierung, die Euteraufhängung und die Strichlänge verbessern. Oldfield ist als Outlay-Sohn aus einer Skywalker-Mutter echtes Outcross, da er für Europa ausgefallene Genetik zeigt. Er bestätigt seinen Zuchtwert von RZG 156 bei hohen Werten für Gesundheit, Nutzungsdauer und positiven Inhaltsstoffen.
Der Radar-Sohn Rafferty (RZG 147) geht auf US- Embryonen Import zurück und kann neben seiner positiven Inhaltsstoffvererbung auch als Euterspezialist eingesetzt werden. Dabei zeigt er eine längere Strichvererbung. Auch Skambo (Skelton*Barabo, RZG 150) zeigt dieses hohe Niveau an Eutervererbung in Kombination mit herausragender Robotereignung.
Der Canetti-Sohn Canitz kann erneut um einen Punkt auf nun RZG 155 zulegen. Er wird große, leistungsbereite Tiere mit sehr guten Eutern hinterlassen. Der Zazzle-Sohn Zany vererbt einen ähnlichen Typ und wird international zum einen als Exterieurbulle breit eingesetzt, zum anderen aber auch zur Verbesserung der Inhaltsstoffe genutzt.
Interessanter Neueinsteiger ist der reinerbig hornlose Matty P-Sohn Masur PP, der auf die US-Kuhfamilie von Duster Cindy zurückgeht und in unserem Gebiet schon viele positive Bullen wie Gringo, Mayson P, Griffon oder Soul Red hinterlassen hat. Masur PP wird mittelrahmige Töchter mit guten Klauen und hoch aufgehängten Eutern hinterlassen, die etwas längere Striche zeigen. Er ergänzt den reinerbig hornlosen Simon P-Sohn Seneca PP, dessen Sperma langsam zu Ende geht.
Die Crown-Söhne Camus, Combino und Clapton verlieren, bedingt durch den Vater, jeweils einige Punkte. Dennoch bleibt Camus mit 153 auf sehr hohem Niveau und verspricht mittelrahmige Töchter mit besten Eutern. Sein Vollbruder Combino (RZG 149) ist etwas typstärker und erfreut sich guter internationaler Nachfrage. Auch Clapton (RZG 147) ist vor allem als Euter- und Exterieurbulle im europäischen Ausland gefragt. Interessante Alternative für schwarzbunte und rotbunte Holsteins stellt der Rotfaktor-Träger Cohen RDC dar. Er wurde als Chilton-Sohn aus einer Baldini-Mutter von Jürgen Fleig, Villingen-Schwenningen gezüchtet und zeigt sich ausbalanciert in Körper- und Eutervererbung.
Erfreulicherweise können eine Reihe von geprüften Vererbern das hohe Niveau des genomischen Zuchtprogrammes bestätigen. So finden sich Bullen wie Baldini, Surround, Gipsy, Gringo und Gracian in der Spitze der geprüften Topliste. Gipsy (RZG 137) war bereits im Wiedereinsatz und zeigt sich mit 131 Töchtern als sicher geprüfter Bulle der spätreife Töchter mit etwas längeren Strichen hinterlässt. Sein Halbbruder Gringo (Gymnast*Penmanship) kann ihn mit einem Zuchtwert von RZG 143 übertreffen. Er vererbt stabile, körperhafte Tiere mit fehlerfreiem Euter, das gut aufgehängt ist, gute Strichplatzierung und Strichlänge zeigt. Zudem wird er die Inhaltsstoffe verbessern. Er gehört mit seiner Gesamtvererbung zu den besten geprüften Bullen in Deutschland.
Bei den rotbunten Holsteins kann Stanford P mit weiteren Töchtern seinen Spitzenplatz bestätigen (RZG 142) und steht in den Top 10 der geprüften Bullen, was ihn zu einem der interessantesten geprüften Red Holstein-Vererbern der Welt macht. Seine überragenden Töchter konnten schon zu verschiedenen Gelegenheiten durch viel Stil und beste Hintereuter überzeugen. Bei den genomischen Bullen gehört Mayson P zu den höchsten Neueinsteigern. Er verspricht komplette, fehlerfrei Kühe mit exzellenten Eutern, die etwas längere Striche zeigen. Auch er geht auf die Gringo-Kuhfamilie zurück. Der sehr typstarke Bulle Eyck, ein Erotic-Sohn aus Lucky PP kann sich zudem auf RZG 151 verbessern. Einer der interessantesten Newcomer wird Freesole (RZG 158) werden. Dieser Freestyle-Sohn aus einer Solitair-Mutter wird hoch elegante Töchter mit besten Eutern hinterlassen (Euter 135), dabei bringt er etwas längere Striche und beste Robotereignung. Neben seinen guten Inhaltsstoffen verspricht er zudem sehr gesunde Kühe. Er wird ab Ende Januar verfügbar sein.
In der Summe war die Zuchtwertschätzung Dezember ohne größere Veränderungen mit einigen neuen geprüften aber auch genomischen Bullen versehen. Damit wird sich das Schwerpunktprogramm der bereits angelaufenen Winterbesamungssaison nur unwesentlich ändern. Erfreulich bleibt jedoch, dass fast alle Bullen bereits gesext verfügbar sind und damit eine schnelle Entwicklung der Herden ermöglicht wird.